Wettbewerbe um das bessere Bild führen zwischen Fotofreunden nicht selten zu hitzigen Auseinandersetzungen. Anstatt sich dem gemeinsamen Ziel „bessere Bilder zu machen“ zu nähern führen sie zur Ablehnung der einzelnen Mitglieder untereinander bis hin zum persönlichen Rückzug („da mach ich nicht mehr mit“, „ich sag jetzt gar nichts mehr“).
Das liegt oft daran, dass nicht selten jeder Diskussionsteilnehmer davon überzeugt ist, dass seine persönliche Meinung richtig ist. Doch jedes Urteil ist mehr oder weniger subjektiv. D.h. die persönliche Meinung ist richtig für diesen einen Menschen. Andere können sich diesem Urteil anschließen oder es ablehnen.
Niemand hat in Sachen Bildbewertung recht oder unrecht. Mit dem Bild kommuniziert der Fotograf (Autor) als Sender mit dem Betrachter (Juror) in einer bildlichen (nonverbalen) Sprache. Was den Inhalt des Bildes (Botschaft) anbelangt hat jeder seine ganz persönliche Meinung (Interpretation).
Für den Fotografen steht dabei (subjektiv) mehr auf dem Spiel als für den Juror. Oft gelingt es nur schwer die eigene Person unabhängig von der Beurteilung des Bildes zu sehen. Wird die persönliche Leistung kritisiert so wird dies leicht mit der Herabwürdigung der Person gleichgesetzt. Sehr schnell flüchten sich Autoren in einen Verteidigungsstrategie.
Die geschilderte Problematik sollte nicht dazu führen, auf eine Bilddiskussion und –bewertung zu verzichten. Es ist der einzige Weg sich konstruktiv dem Ziel, bessere Fotos zu machen, zu nähern. So lange ein Urteil fundiert begründet wird und unsachliche, allzu persönliche Argumente vermieden werden, wirkt dieses Urteil konstruktiv. Aber stets vertritt jeder nur seine ganz persönliche Meinung, so konträr diese auch sein mag.
Deshalb sollten nach hier elementare Grundsätze beachtet werden:
- Fotograf und Juror sind gleichberechtigt. Sie begegnen sich auf Augenhöhe in gegenseitigem Respekt.
- Jeder Beurteilung sollte eine neutrale (nicht wertende) Beschreibung des Bildes (Bildinhalts) vorausgehen.
- Sobald auf die Vorzüge als auch auf die „Mängel“ des Bildes eingegangen wird sollte stets in Form von „ich-Botschaften“ kommuniziert werden. Dies macht deutlich dass hier eine eigene, persönliche Meinung vertreten wird. „Du Botschaften“ haben leicht einen anklagenden Charakter (vgl. Ehestreit).
- Es werden die Vorzüge des Bildes ebenso herausgestellt wie die Elemente die man (nach Meinung des Jurors) verbessern könnte.
- Es wird ausschließlich über das vorgelegte Bild diskutiert und nicht über den Fotografen.
Im übrigen sollte sich jeder der ein Bild beurteilt im Klaren darüber sein, dass er auch viel über sich selbst und seine Beziehung zu seinen Fotofreunden verrät. Schon aus diesem Grund sollte mit Bedacht und wohlwollend argumentiert werden.
Es liegt letztlich am Fotografen wie weit er die Meinung anderer zu seiner eigenen macht. Letztlich nur nach deren Geschmack zu fotografieren würde heißen seine eigene Sicht auf die Dinge aufzugeben. Deshalb kann durchaus der Satz gelten: Meine Bilder müssen in erster Linie mir selbst gefallen.
Oder um es anders zu formulieren: „Ich habe gehört was Du mir gesagt hast aber ich bin nicht auf der Welt um so zu werden wie Du mich gerne haben möchtest.“